Geboren 1957 in Belluno, Italien. Studium an der „School of Fine Arts“, Addis Abeba, Äthiopien, später bei Sylvie Le Seach (Frankreich) und Barbara Tesfaye-Parker (Polen). Im Rahmen der Volkshochschule Bergisch Gladbach folgen 1996 Porträt- und Aktzeichenkurse bei Michael Gnade. Mit den Jahren wird sein Atelier ihr zur künstlerischen Heimat. So ergibt sich auch die Mitarbeit an gemeinsamen Kulturprojekten. Seit 2005 Leitung von Mal- und Zeichenseminaren.
Von Michael Gnade – Für mich als Künstler ist es ein Glück, die Kollegin Dina Savi in unserer Provinz zu wissen, eine Frau von Welt schon biographisch: in Belluno/Italien 1957 geboren; in der Schweiz aufgewachsen von 1965-75; in London und Deutschland (u.a. Köln) lebend von 1976-88; in Bagdad/Irak und Addis Abeba/Äthiopien von 1989-96 – und seitdem in Bensberg. Was gäbe es allein von ihrer Lebens-Odyssee zu berichten, zudem nun über ihre künstlerische Laufbahn auf verschiedenen Kontinenten. Hier sei nur etwas zu den Aktzeichnungen von Dina Savi bemerkt, erinnern sie mich doch an Formen großen Stils im Venedig Tizians, dem Rom Raffaels, dem Florenz…: ja, sie zeugen von Grazie im Reiche der Schönheit noch bis zu Giacomo Manzù in unserer Zeit! Wir nordischen Künstler, von Dürer bis Hans von Marées und Anselm Feuerbach, verdanken vor allem den Italienern eine Ahnung von plastischer Form – aus Liebe zum sinnfällig Schönen.
Aber auch dem Franzosen Eugène Delacroix hatte ein Bild vor allem ein Fest für die Augen zu sein. Und schon mit Plato ist das Gute, Wahre und Gültige allein durch Zeugung im Schönen denkbar. Das Adjektiv ‚schön’ gehört zur Wortgruppe von ‚schauen’, welche das Sehen und Betrachten einschließt. Im Unterschied zu sehen bezeichnet ‚schauen’ meist das absichtliche Blicken und Beobachten, steht in gehobenem Sinn auch für die innere, geistige Schau. Und beschaulich leben übersetzt das lateinische vita contemplativa der Mystiker. In der Tat: Dina Savi ist begabt zu anschauender Versenkung vor dem Sujet. – „Sur le motif“, die Formel Cézannes, gilt aber wohl für alle, denen der Gegenstand noch etwas zu sagen hat, – ergreifend schön, ja herrlich zu erscheinen vermag. Durch eine Künstlerin erinnert zu werden an das zeitlos Gültige der bildenden Kunst, das kann in einer Epoche, deren Arbeiten schon Rilke als ‚Tun ohne Bild’ bezeichnete, überaus dankbar stimmen. Zudem haben wir es bei Dina in meinen Augen mit einer attraktiven Frau zu tun, die aus instinktivem Willen selbständig schafft. Kann das mit (ge)rechten Dingen zugehen? Sehnsucht zum Schönen entschädigt gemeinhin von Natur benachteiligte, ja hässliche Künstler! Leonardo aber war schön – und hat deshalb nicht etwa hässlich gezeichnet. Einigen wird ihre Begabung aus schöner Seele gespeist, der es nicht einmal an Geist und Klugheit mangelt. Soviel als Anregung zur Besichtigung der Originale; aufmerksame Anteilnahme sei ihnen von Herzen gewünscht.
Altmeisterlich kontra Avantgarde – von Gisbert Franken – Weder die abstrakten Avantgardisten in der Villa Zanders noch die Aktivisten, die der AdK unter dem Stichwort Citta aperta (offene Stadt) eingeladen hat, die Gladbacher City kreativ aufzuwerten, lassen sich unter diesem Begriff altmeisterlicher Perfektion subsummieren. Zeitgenössische Kunst ist Kunst in einem offenen Universum, offen für immer neue Interpretationsansätze, ist Fragment, ist unperfekt per Definition.
Doch es gibt sie noch, die Ästhetik des Idealen, und eine Vertreterin ist die Wahl-Glabacherin Dina Savi, geboren 1957 in Belluno, Italien. Ihre Arbeiten, bevorzugt in Kreide und Kohle, atmen Renaissance-Geist. Tempel der Schönheit ist der menschliche Körper, Maß aller Dinge, an dem sich Wahrnehmung und ästhetisches Empfinden nicht nur des Renaissance-Menschen orientieren. Neben Akten und Studien des Humanums bietet die seit 1996 in Bensberg ansässige Künstlerin auch erdhaft-bäuerliche Stilleben, mit ihrer rustikalen Öl-auf-Kreide-Technik einen Anflug jener Welt, die aus elementaren Genusselementen zusammengesetzt ist – die Faszination einer Sinnlichkeit, die schon so manchen gestressten Schöngeit aus grauer Städt Mauern in die toskanischen Hügel gelockt hat.
Die Bilder haben etwas Meditatives – von Ursula Henze – Unprätentiöse, scheinbar leicht hingeworfene Porträts und Aktzeichnung wechseln mit aufwendig gestalteten Stillleben oder Faltenwürfen. Bei jedem Bild, egal welchen Sujets, stehen der Gegenstand und die Versenkung in ihn im Mittelpunkt. „Die Bilder haben etwas Meditatives“, hebt Ursula Henze in ihrem Grußwort anlässlich einer Ausstellungseröffnung hervor, Ruhe gehe von ihnen aus. Sie stellen einen Ruhepunkt auch im hektischen Kunstbetrieb der Gegenwart dar. Statt schriller, manchmal schmerzhafter Experimente findet man hier die Konzentration aufs Wesentliche: wenige Gegenstände, zurückhaltende Farbigkeit, immer wieder der menschliche Körper oder das Gesicht. Die harte Arbeit lassen die Bilder nicht mehr erahnen.
Jenseits von Hektik und Konsum
Einflüsse aus Italien sind in den Arbeiten von D.S. spürbar. – von Thomas Rausch – Einflüsse aus Italien sind in den Arbeiten von D.S. spürbar. In ihren Porträts und Aktzeichnungen versucht Savi die Persönlichkeit ihrer ganz unterschiedlichen Modelle einzufangen. „Das hat etwas mit Wahrheit zu tun“ sagt sie über ihre Personendarstellungen. (…) Sie zeigt mit ihren Arbeiten eine Welt, die jenseits von Hektik und Konsumkultur liegt.
Aus einem Interview mit Angela Sinesi in „Corriere d’Italia“ – Corriere: Fühlen sie sich noch als Italienerin nach den vielen Jahren, die sie im Auslang verbracht und nachdem sie Italien als Kind schon verlassen mussten? – Savi: Ja, vielleicht empfinde ich mich in mancherlei Hinsicht noch italienischer, als wenn ich zeitlebens in der Heimat geblieben wäre. Andererseits ist mir durch dieses reiche, weite Leben auch klar geworden, dass ich die Heimat in mir selbst finden muss. Die Auseinandersetzung mit der Kunst war mir dazu unentbehrlich. (…)